Siegfried ist der älteste Sohn eines Schildermachers. Hergestellt werden Schilde zur Verteidigung und Schmuckschilder für die Wand. Die Manufaktur "Schildgards Schilder" ist nicht nur mit zweieinhalb Mitarbeitern (der Elf muss ja auch irgendwie mit eingerechnet werden) die größte Schildmanufaktur in Moosbach, sondern auch der wichtigste Zulieferer der Moosbacher Armee in Sachen leichte und schwere Infanterieverteidigung. Auch der einzige Innenarchitekt Moosbachs – Alrik Innenraum – greift bei seinen Einrichtungskreationen gern mal auf die dekorativen Schilderkunstwerke zurück. Siegfried interessierte sich aber herzlich wenig für das Handwerk seines Vaters. Genau genommen interessierte er sich für überhaupt nichts, lernte nur das Nötigste in der Schule und gammelte den ganzen Tag nur herum. Klar dass dies bei seinen Eltern auf Unmut stieß. Zu seinem 18. Geburtstag bekam er von seinen Eltern die Auflage, sich binnen einer Woche einen Beruf zu suchen, wenn er schon nicht die Familientradition in der fünften Generation fortführen will oder er würde achtkantig aus dem Familienhaus geworfen. Während des anschließenden stundenlangen Spazierganges dachte er angestrengt über seine Zukunft nach. Sein Spaziergang führte ihn entlang der Wehranlage in das wohl unbekannteste Gebiet Moosbachs, obwohl es sich nur 10 Minuten Fußweg zum nächsten Haus befindet. Dort befindet sich ein Ein- und Ausgang, obwohl dieser vollkommen zugewachsen und nicht mehr als ein solcher zu erkennen ist. Gleich daneben befand sich ein Wachhaus. Da es stark zu regnen begann trat er ein. Da sich nie jemand dorthin verirrt und es mal eine Abwechslung zum schnöden Wacheschieben ist, wurde er freundlich von den dortigen Wachsoldaten begrüßt. Ihm wurde ein Platz am Tisch angeboten und da es schon Nachmittag war, wurde er sogar auf einen Krug Met und eine Schweinehaxe eingeladen. An den nächsten drei Tagen führten ihn seine nachdenklichen Spaziergänge, die komischerweise nur noch eine halbe Stunde dauerten, natürlich völlig uneigennützig zu diesem Wachhaus. Dort dachte er hoch konzentriert und angestrengt während Met und Würfel- und Kartenspielen über seine berufliche Zukunft nach. Doch wo sollte er einen Beruf finden, wo er das tun kann was er gern macht. Nämlich rumsitzen und nichts tun. Am vierten Tag saß er nun immer noch in der Wachstube und "überlegte". Da kam ein Soldat vorbei, der, so erfuhr Siegfried, jede Woche vorbei kommt um den dort stationierten Wachsoldaten ihr Sold auszuzahlen. Der Tag kam Siegfried schon komisch vor, da an diesem Tag jeder der dort stationierten Wachsoldaten scheinbar Dienst hatte. Nachdem jeder Wachsoldat sein Sold bekommen hatte drehte sich der Soldat zu Siegfried um, schaute ihn an, schaute noch einmal auf seine Liste und fragte ihn schließlich: "Wie ist dein Name?" "Siegfried Schildgard." Den Blick auf seine Liste gefesselt sagt der Soldat: "Komisch. Du stehst nicht auf der Liste. Wie lang bist du denn schon hier?" "Vier Tage, aber..." Der Soldat schaut wieder auf Siegfried: "Und wo ist eigentlich deine Ausrüstung?" "Ich hab keine, denn..." "DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN. Die Leute in der Schreibstube werden immer nachlässiger mit den Listen und die Versorger werden immer fauler." "Aber ich..." "Keine Angst, ich mach dir kein Stress. Du kommst jetzt mit mir mit und bekommst erst einmal deine Ausrüstung." "Aber..." "Was denn? Oh ja entschuldige. Hier hast du deinen Sold. Und ich schreib dich gleich mal auf die Liste, damit du nicht mehr vergessen wirst." Der Soldat reichte Siegfried das klägliche Gehalt eines frisch in die Armee eingetretenen Wachsoldaten. Während der Soldat Siegfrieds namen auf die Liste setzte schaute sich Siegfried die Münzen in seiner Hand an. "Wollen wir?", fragte der Soldat schließlich. Siegfried schaute auf und sagte: "Klar". So hat es Siegfried geschafft sämtliche Aufnahmekriterien der Moosbacher Armee zu umgehen. Von nun an schob er nun nach Dienstplan in dem Wachhaus Wache und tat genau das wie vorher auch. Nichts. Nur das er jetzt dafür bezahlt wird. Nach drei Jahre und einiger graflich festgesetzter Solderhöhungen fiel einem Mitarbeiter der Schreibstube allerdings ein Fehler auf. Um die Dummheit der Verantwortlichen zu korrigieren und der Moosbacher Armee nicht dem Spott preiszugeben entschied man sich zu handeln. Anstatt Siegfrieds Bogenschützenausrüstung gegen eine Wachausrüstung zu tauschen versetze man ihn in ein Bogenschützenregiment. Da aber alle Regimenter zu dieser Zeit voll besetzt waren, würfelte man aus in welches er kommen sollte. So wurde er ein Mitglied des I. Moosbacher Bogenschützenregiments unter den glorreichen Hauptmann Otwald Steinmagen, dessen Ruf sogar bis ins weit entfernte Wachhaus reichte. Da Siegfried nicht wusste was auf ihn zukommen würde und es außerdem wieder eine Solderhöhung gab willigte er ein. Erstaunlicherweise stellte er fest, dass er mit einer Trefferquote von 50 % zu den besten Bogenschützen des Regiments gehört.